In den Fotografien, die 2012 in Leipzig und Addis Ababa entstanden sind, zeichnet Armin Linke einen Gebrauch von architektonischen Räumen in einer Art Raum-Recording auf, deren Funktionen sich durch den Systemkollaps von 1989/90
gewandelt haben. Vergangene ideologische Maßstäbe haben auch visuelle Spuren
hinterlassen: Teils unterstehen die Architekturen nun anderen Zwecken, zum
Beispiel ist in der ehemaligen Messehalle 6 jetzt eine Eissporthalle, die im März
2012 geschlossen wurde, und in der denkmalgeschützten ehemaligen Messehalle
11 ein HIT-Supermarkt. Welche Aufgabe erfüllen diese Räume, in denen ein
ideologisches System verschwunden, aber ein neues temporär erscheint und an
Zwischennutzungen erinnert? Teils wirkt das vom Sozialismus beeinflusste Design,
zum Beispiel von Straßenlaternen auf dem Meskel Square in der äthiopischen
Hauptstadt Addis Ababa, auch wie ein Satellit aus der Zukunft. Der Verlust von
real-existierenden Räumen, in denen Handel oder auch Bildungsabkommen
zwischen sozialistischen Partnern ausgetauscht wurden, mündet in neue
Infrastrukturen wie der AEEG – Association of Ethiopians Educated in Germany
(der Vereinigung in Deutschland ausgebildeter ÄthiopierInnen).