Obwohl ich oft mit Archiven arbeite, bin ich keine Archivarin. Die Daten sind zwar
auf meinen Festplatten gespeichert, aber ich nenne das nicht Archiv. Auch die
Bilder von Reinhard Mende sind ein Material, das durch meinen Computer

hindurch fließt wie der Datenstrom im Netz. Ich besitze nichts davon. Ich verwende die Bilder, formuliere mit ihnen etwas und lasse sie dann weiter ziehen. Das geschieht dann zwar unter meiner Autorschaft, aber sie ist eine von vielen möglichen. Die eigentliche Arbeit liegt im Weiterschreiben, Um-Schreiben oder Einschreiben der Bilder in einen neuen Zusammenhang. Zwischenräume bilden sich, mit denen Lesbarkeiten herausgefordert werden. Kriterien scheinen auf, durch die wir „sehen“ und „lesen“. Mittels dieses Verfahrens ist auch meine neue Arbeit If I put my glasses in the vitrine, they will never break, but will they still be considered glasses?* entstanden. Der Titel nimmt ein Zitat von Christian Boltanski auf und stellt es in Beziehung zu einer Auswahl an Bildern aus dem Archiv, beispielsweise Frauen bei der Arbeit, die durch Blicke zu Bildern geworden sind. Das Filtern des Materials, im Englischen auch mit dem Wort Screening bezeichnet, löst eine Bewegung aus, durch die die Bilder weiter geführt werden – in Form eines Bild-Essays im Buch und einer Installation im Raum.