Während meiner Kindheit Mitte der 1980er Jahre verbrachte meine Familie die
Wochenenden gelegentlich am Praia de Santiago, nördlich von Luanda. In den
1980er Jahren wurde Praia de Santiago durch verlassene Fischerboote überschwemmt, die langsam auf dem Sand aufliefen. Es wurde bekannt als
„Schiffsfriedhof“. Ein paar Jahre später erzählte mir mein Vater, dass die Boote zu
einer Fischerei-Genossenschaft gehörten, die von der angolanischen Regierung
zusammen mit der ehemaligen Sowjetunion erschaffen wurden. Der Kommunismus, der nie umgesetzt wurde, war mehr als eine experimentelle Ideologie. Er war der Traum meines Vaters, ein kämpferischer und standhafter Kommunist, der sowohl im Kampf gegen den Kolonialismus als auch während der ersten Jahrzehnte des unabhängigen Angolas politisch aktiv war. Der Kommunismus war nur ein Vorwand, der von verschiedenen Protagonisten während des Bürgerkriegs in Angola genutzt wurde, um einer blutigen Geo-Strategie des Kalten Krieges zu folgen. Und für junge Badegäste heute an der Praia de Santiago, in einer Zeit des Friedens, ist Marx nur der Name eines Schiffes, das in den Tropen gestrandet ist.

Ausstellungsansicht, Halle 14, Leipzig 2012 
© Produzieren/ Armin Linke 

Karl Marx, Luanda
2006, Fotografien (Tryptichon), Tintenstrahldruck auf Aluminium,
je 105 × 70 cm

Courtesy Galleria Fonti.